Ausgangslage
Die Sicherheit sowohl der Fahrzeuglenkenden als auch die der potenziellen Kollisionsgegnerinnen und Kollisionsgegner wird durch die Eigenschaften eines Fahrzeugs beeinflusst. Eine detaillierte Übersicht dieser Eigenschaften ist "hier"
zu finden.Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass bei den Personenwagen (PW) insbesondere das Fahrzeuggewicht, die Motorisierung, der Aufbau der Karosserie und der Zustand der technischen Ausstattung eine wesentliche Rolle spielen.
Motorisierte und nicht motorisierte Zweiräder zeichnen sich durch eine schmale Silhouette aus – was die Sichtbarkeit im Verkehr erschwert. Das Fehlen einer Fahrgastzelle und einer Knautschzone erhöht die Verletzlichkeit der Passagierinnen und Passagiere erheblich. Auch E-Trottinette weisen neben der ebenfalls fehlenden Fahrgastzelle und Knautschzone spezifische Risikofaktoren auf. Die kleinen Räder erhöhen die Sturzgefahr, insbesondere auf unebenem Untergrund oder bei Absätzen. Schlechte Beleuchtung und fehlende Blinker führen zu weiteren Sicherheitsproblemen.
Nutzerinnen und Nutzer von Zweirädern und E-Trottinetten sowie Fussgängerinnen und Fussgänger gelten als «verletzliche Verkehrsteilnehmende», da sie einerseits wenig geschützt sind und andererseits der Gewichtsunterschied zu Personenwagen oder beispielsweise Lastwagen sehr gross ist [1].
Junge Erwachsene zwischen 18 und 24 Jahren erleiden in der Schweiz bei Motorradunfällen im Vergleich zu den älteren Altersgruppen besonders häufig schwere Verletzungen. Auch bei Unfällen mit Personenwagen werden sie überproportional häufig schwer verletzt.
Verbreitung
Gemäss Mikrozensus Mobilität und Verkehr 2021 legen junge Erwachsene deutlich längere Strecken mit dem Personenwagen und dem Motorrad zurück als die Gesamtbevölkerung. Ihre durchschnittliche Tagesdistanz in der Schweiz beträgt 23,6 km pro Person mit dem Personenwagen und 0,7 km pro Person mit dem Motorrad, während die Gesamtbevölkerung mit diesen Verkehrsmitteln durchschnittlich 20,8 km bzw. 0,3 km pro Person zurücklegt [2].
Über das Gewicht, die Motorisierung und den technischen Zustand der Personenwagen und Motorräder, die von jungen Erwachsenen in der Schweiz gefahren werden, gibt es derzeit keine verlässlichen statistischen Angaben. Insgesamt sind die Zulassungszahlen von schweren und leistungsstarken Personenwagen wie von SUV und Elektroautos in den letzten zehn Jahren deutlich gestiegen. Es liegt nahe, dass die Nutzung solcher Fahrzeuge auch bei jungen Erwachsenen zugenommen hat.
Gefährlichkeit
Bezogen auf die zurückgelegte Strecke weisen Motorradfahrende die höchste Unfallrate auf, gefolgt von E-Bike-Fahrenden, Velofahrenden sowie Fussgängerinnen und Fussgängern. Während die Anzahl Getöteter und Schwerverletzter pro 100 Mio. Personenkilometer im Jahr 2021 bei den Motorradfahrenden 107 betrug, waren es bei den E-Bike-Fahrenden bei 87, bei den Velofahrenden 39, bei den Fussgängerinnen und Fussgängern 10 und bei den PW-Insassinnen und -Insassen 1 [3].
Bezogen auf die Bevölkerungsgrösse haben 18- bis 24-Jährige sowohl als Insassen eines Personenwagens als auch als Motorradfahrende etwa doppelt so viele schwere Unfälle wie 25- bis 64-Jährige [3].
Die zunehmende Verbreitung leistungsstärkerer und grösserer Fahrzeuge – auch die zunehmende Elektrifizierung – könnte die Unfallschwere in Zukunft auch bei den 18- bis 24-Jährigen beeinflussen.
Gemäss einer belgischen Studie erhöhen schwerere Fahrzeuge die Wahrscheinlichkeit, dass verletzliche Verkehrsteilnehmende getötet werden: Bei einer Zunahme der Fahrzeugmasse um etwa 300 kg steigt diese Wahrscheinlichkeit um 23 % [4]. Bei jungen Erwachsenen dürfte diese Zunahme jedoch geringer ausfallen, da die Studie auch gezeigt hat, dass die Wahrscheinlichkeit, bei einer Kollision mit einem Personenwagen zu sterben, für verletzliche Verkehrsteilnehmende mit zunehmendem Alter steigt.
Unfallrelevanz
Junge Erwachsene im Alter von 18 bis 24 Jahren erleiden ihre schweren Unfälle überwiegend mit dem Motorrad (44 %) oder dem Personenwagen (28 %). Zusammen entfallen somit 72 % der schweren Unfälle auf diese beiden Mobilitätsformen.
Im Vergleich dazu machen diese beiden Mobilitätsformen bei den 25- bis 64-Jährigen lediglich 46 % aller schweren Unfälle aus. Für diese Altersgruppe spielen stattdessen Unfälle mit dem Velo oder E-Bike eine deutlich grössere Rolle: 37 % aller schweren Unfälle der 25- bis 64-Jährigen entfallen auf diese Verkehrsmittel. Bei den 18- bis 24-Jährigen hingegen liegt dieser Anteil bei 14 % [3].
Die Unfallstatistik zeigt auch, dass schwer verletzte oder getötete PW-Lenkende im Alter von 18 bis 24 Jahren häufiger in älteren Fahrzeugen verletzt werden als Lenkende im Alter von 25 bis 64 Jahren. Im Durchschnitt sind die Fahrzeuge, die bei schweren Unfällen mit jungen Erwachsenen als Lenkende beteiligt sind, 12 Jahre alt, während das Durchschnittsalter der Fahrzeuge bei den 25- bis 64-jährigen Lenkenden bei 10 Jahren liegt. Ältere Fahrzeuge verfügen unter anderem über weniger Fahrerassistenzsysteme, die zur Erhöhung der Sicherheit beitragen.
Quellen
[1] Shinar D. Traffic safety and human behavior. 2nd ed. Bingley: Emerald Group Publishing Limited; 2017.
[2] Bundesamt für Statistik BFS, Bundesamt für Raumentwicklung ARE. Mobilitätsverhalten der Bevölkerung: Ergebnisse des Mikrozensus Mobilität und Verkehr 2021. Neuenburg: BFS; ARE; 2023. 11 Mobilität und Verkehr 840-2100.
[3] Hertach P, Uhr A, Achermann Stürmer Y et al. Sinus 2024: Sicherheitsniveau und Unfallgeschehen im Strassenverkehr 2023. Bern: BFU, Beratungsstelle für Unfallverhütung; 2024. DOI:10.13100/bfu.2.536.01.2024.
[4] Nuyttens N, Lequeux Q, Martensen H. Impact des caractéristiques des véhicules sur la gravité des blessures des usagers vulnérables de la route: Première analyse descriptive exploratoire et à variables multiples de données ACC-DIV couplées. Bruxelles: Vias Institute; 2022.