Ausgangslage
Alkoholkonsum beeinträchtigt die Fahrfähigkeit erheblich: Aufmerksamkeit und Sehvermögen nehmen ab, die Reaktionszeit verlängert sich, Risikobereitschaft und Müdigkeit nehmen zu.
In der Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen gibt es einen hohen Anteil an Neulenkerinnen und Neulenkern. Ihr Fahrverhalten ist in der Anfangszeit noch nicht automatisiert, weshalb sie mehr Aufmerksamkeit für die Fahraufgabe benötigen. Die beeinträchtigende Wirkung von Alkohol auf ihre Fahrfähigkeit ist stärker ausgeprägt als bei erfahreneren Lenkerinnen und Lenkern [1]. Zudem suchen viele junge Erwachsene den Nervenkitzel und neigen zu risikoreichem Verhalten, das sie selbst und andere gefährdet [2].
Nicht nur Fahrzeuglenkende, sondern auch Fussgängerinnen und Fussgänger sind unter Alkoholeinfluss einem erhöhten Risiko ausgesetzt, in schwere Verkehrsunfälle verwickelt zu werden [3].
Verbreitung
Gemäss der Bevölkerungsbefragung 2024 der BFU ist Fahren unter Alkoholeinfluss in der Schweiz keine Seltenheit: 32 % der PW-Lenkenden, 19 % der Motorradfahrenden, 37 % der Velo- oder E-Bike-Fahrenden und 27 % der E-Trottinett-Nutzenden geben an, zumindest ab und zu nach dem Konsum von zwei oder mehr Gläsern Alkohol gefahren zu sein [4].
Junge Erwachsene im Alter von 18 bis 24 Jahren zeigen ein solches Verhalten am Steuer eines Motorfahrzeugs deutlich seltener. So geben nur 9 % der 18- bis 24-jährigen Lenkenden von Personenwagen (PW) an, zumindest ab und zu nach dem Konsum von zwei oder mehr Gläsern Alkohol gefahren zu sein.
Bei den Motorradfahrenden liegt der entsprechende Anteil unter 5 %. Lediglich beim Trottinettfahren geben junge Erwachsene anteilsmässig häufiger an, unter Alkoholeinfluss gefahren zu sein als der Rest der Bevölkerung, wobei aufgrund der geringen Stichprobengrösse (der 18- bis 24-jährigen Trottinettfahrenden) keine gesicherten Aussagen gemacht werden können.
Objektive Daten zum Anteil der Fahrten unter Alkoholeinfluss von PW-Lenkenden in der Schweiz wurden erstmals im Jahr 2023 im Rahmen eines «Roadside Survey Alkohol» in Zusammenarbeit mit der Polizei erhoben [5]. Bei den 18- bis 24-Jährigen wurde bei 1,0 % der PW-Lenkenden Alkohol festgestellt; 0,1 % wiesen einen Blutalkoholspiegel über dem gesetzlichen Grenzwert auf (siehe Hinweis 1).
Diese Anteile liegen unter denjenigen der PW-Lenkenden insgesamt (3,6 % bzw. 0,4 %). Der Anteil der Autofahrten unter Alkoholeinfluss hängt stark von der Tageszeit ab. In der Nacht und am Wochenende ist er deutlich höher als unter der Woche tagsüber.
Gefährlichkeit
Fahren unter Alkoholeinfluss erhöht das Unfall- und Verletzungsrisiko erheblich. Mit zunehmendem Alkoholisierungsgrad steigt das Unfallrisiko exponentiell an. Im Vergleich zu 35-jährigen und älteren PW-Lenkenden haben junge Lenkerinnen und Lenker bereits im nüchternen Zustand ein mehr als doppelt so hohes Risiko, tödlich zu verunfallen [6]. Unter Alkoholeinfluss steigt das ohnehin erhöhte Risiko noch stärker an als bei älteren Erwachsenen [7].
Alkohol ist aber nicht nur für PW-Lenkende ein Problem. Auch Motorrad- und andere Zweiradlenkende sowie Fussgängerinnen und Fussgänger haben unter Alkoholeinfluss ein erhöhtes Risiko, einen schweren Unfall zu erleiden [8].
Unfallrelevanz
Der Anteil der 18- bis 24-Jährigen, die durch Alkohol als Hauptunfallursache schwer verletzt oder getötet wurden, liegt laut Unfallstatistik der Jahre 2019 bis 2023 bei 13 %, während dieser Anteil für alle Altersgruppen bei 10 % liegt.
Mehr als zwei Fünftel aller schweren Alkoholunfälle der 18- bis 24-Jährigen ereignen sich mit dem Motorrad (44 %). Weitere beteiligte Verkehrsmittel sind Personenwagen (28 %), Velos (10 %) und E-Bikes (4 %).
81 % der Alkoholunfälle, bei denen 18- bis 24-Jährige schwer verletzt oder getötet werden, ereignen sich nachts. Dieser Anteil liegt deutlich über dem der 25- bis 64-Jährigen (64 %), der Senioren (42 %) und der Kinder bis 14 Jahre (29 %). Nur bei den 15- bis 17-Jährigen ist der Nachtanteil mit 88 % noch grösser.
Die Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen ist überproportional an alkoholbedingten Unfällen beteiligt. Obwohl ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung nur 7 % ausmacht, gehen 14 % aller schweren Alkoholunfälle auf das Konto dieser Altersgruppe.
Ähnlich überrepräsentiert ist neben den 18- bis 24-Jährigen nur noch die Altersgruppe der 25- bis 64-Jährigen, die trotz eines Bevölkerungsanteils von 56 % für drei Viertel der Alkoholunfälle verantwortlich ist.
Bei der Interpretation der Daten ist es wichtig zu berücksichtigen, dass bei den offiziellen Unfalldaten von einer Dunkelziffer ausgegangen werden muss [9]. Allerdings wurde in der Schweiz mit der Einführung des neuen polizeilichen Unfallaufnahmeprotokolls im Jahr 2018 auch die Erfassung des Alkoholkonsums systematisiert [10]. Die Dunkelziffer dürfte daher nicht mehr so hoch sein wie in früheren Jahren.
Hinweise
- Laut der Verordnung der Bundesversammlung über Alkoholgrenzwerte im Strassenverkehr gilt eine Person als fahrunfähig wegen Alkoholeinwirkung, wenn sie eine Blutalkoholkonzentration ab 0,5 Promille bzw. eine Atemalkoholkonzentration ab 0,25 mg Alkohol pro Liter Atemluft aufweist. Für bestimmte Personengruppen (insbesondere Neulenkende sowie Berufschauffeurinnen und -chauffeure) gilt ein Verbot des Fahrens unter Alkoholeinfluss, d. h. ab einer Alkoholkonzentration von 0,1 Promille bzw. 0,05 mg/l.
Quellen
[1] Boets S, Teuchies M, Desmet C, van Belle G. L’impact de l’alcool sur la conduite chez les jeunes/nouveaux conducteurs: L’influence d’une alcoolémie de 0,2 g/L et de 0,5 g/L sur la conduite: une étude sur simulateur. Bruxelles: Vias Institute – Centre de Connaissance Sécurité routière; 2020 Rapport de recherche n° 2019 - R - 03 - FR.
[2] Sucht Schweiz. Jugendliche und Alkohol: Heft Nr. 3: Alkohol im Strassenverkehr – Risiken erkennen und Verhalten anpassen. Lausanne; 2016.
[3] Hezaveh AM, Cherry CR. Walking under the influence of the alcohol: A case study of pedestrian crashes in Tennessee. Accid Anal Prev. 2018; 121: 64–70. DOI:10.1016/j.aap.2018.09.002.
[4] BFU, Beratungsstelle für Unfallverhütung. BFU-Bevölkerungsbefragung 2024: Jährlich wiederkehrende Befragung der Schweizer Wohnbevölkerung zu Themen im Bereich der Nichtberufsunfälle. Bern: BFU; 2024.
[5] Hertach P, Uhr A, Niemann S. Erhebung 2023: «Roadside Survey Alkohol»: Autofahrten unter Alkoholeinfluss. Bern: BFU, Beratungsstelle für Unfallverhütung; 2024. DOI:10.13100/bfu.2.529.01.2024.
[6] Zador PL, Krawchuk SA, Voas RB. Relative risk of fatal crash involvement by BAC, age, and gender. Washington DC: National Highway Traffic Safety Administration NHTSA; 2000. Report DOT HS 809 050.
[7] Peck RC, Gebers MA, Voas RB, Romano E. The relationship between blood alcohol concentration (BAC), age, and crash risk. J Safety Res. 2008; 39(3): 311–319. DOI:10.1016/j.jsr.2008.02.030.
[8] Hertach P, Uhr A, Ewert U et al. Sicherheit von jungen Erwachsenen im Strassenverkehr. Bern: BFU, Beratungsstelle für Unfallverhütung; 2019. Sicherheitsdossier Nr. 18. DOI:10.13100/bfu.2.349.01.
[9] Vissers L, Houwing S, Wegman F. Alcohol-related road casualties in official crash statistics. Paris: International Transport Forum ITF; 2017.
[10] [10] Hertach P, Uhr A, Niemann S et al. Beeinträchtigte Fahrfähigkeit von Motorfahrzeuglenkenden. Bern: BFU, Beratungsstelle für Unfallverhütung; 2020. Sicherheitsdossier 2.361. DOI:10.13100/BFU.2.361.01.
[11] Preusser DF, Ferguson SA, Williams AF. The effect of teenage passengers on the fatal crash risk of teenage drivers. Accid Anal Prev. 1998; 30(2): 217–222.