Ausgangslage
Fussgängerinnen und Fussgänger gehören – neben Velo-, E-Bike- und Motorradfahrenden – zur Gruppe der verletzlichen Verkehrsteilnehmenden. Bei einer Kollision verfügen sie weder über einen äusseren Schutz (z. B. Fahrzeugkarosserie) noch über fahrzeugtechnische Systeme (z. B. Gurt, Airbag), wie es z. B. bei den Lenkerinnen und Lenkern von Personenwagen der Fall ist.
Verletzliche Verkehrsteilnehmende erleiden deshalb bei Strassenverkehrsunfällen schwerere Verletzungen als andere Verkehrsteilnehmergruppen. Der Anteil der schweren Personenschäden (an allen Personenschäden) ist bei verletzlichen Verkehrsteilnehmenden überdurchschnittlich hoch, und auch die Letalität (siehe Hinweis 1) ist oft erhöht.
Verbreitung
Die Schweizer Bevölkerung geht viel zu Fuss. Gemäss Mikrozensus 2021 [1] legte jede Person der Schweizer Bevölkerung (ab 6 Jahren) im Strassenverkehr durchschnittlich 1,6 km pro Tag zu Fuss zurück.
Die Bedeutung des Fussverkehrs wird deutlich, wenn man anstelle der Distanz die Anzahl der zurückgelegten Etappen (Definition siehe Hinweis 2) oder die Unterwegszeit betrachtet. Bei den Etappen erreicht der Fussverkehr im Jahr 2021 einen Anteil von 42 % und übertrifft damit sogar den PW-Verkehr (37 %). Bei der Unterwegszeit ist der Anteil des Fussverkehrs mit 40 % ähnlich hoch wie jener des PW-Verkehrs (39 %) und siebenmal so hoch wie der Anteil des Schienenverkehrs (6 %).
Im Durchschnitt waren es täglich 30 Minuten. Vor allem kurze Distanzen bis 3 km werden in der Schweiz mehrheitlich zu Fuss zurückgelegt. Der Anteil der zu Fuss zurückgelegten Strecken betrug 2021 insgesamt 30 %.
Gefährlichkeit und Unfallrelevanz
Bei rund 25 % der Personenschäden von Fussgängerinnen und Fussgängern im Jahr 2023 handelte es sich um schwere Personenschäden [2].
Insgesamt wurden im Jahr 2023 568 Fussgängerinnen und Fussgänger (inkl. Nutzende von fahrzeugähnlichen Geräten wie Trottinette) schwer verletzt oder getötet [3]. Damit sind schwere Personenschäden bei Fussgängerinnen oder Fussgängern zwar nicht am häufigsten, aber im Vergleich zu den anderen Mobilitätsformen am folgenschwersten: Rund 2 von 100 Fussgängerinnen und Fussgängern, die bei einem Unfall verletzt werden, sterben an den Folgen [4].
Im Innerortsbereich stellen Fussgängerinnen und Fussgänger mit 38 % die grösste Gruppe der getöteten Verkehrsteilnehmenden. Ihr Sterberisiko (Letalität) ist damit innerorts fast fünfmal höher als dasjenige der PW-Lenkenden und dreimal höher als dasjenige der Velofahrenden (Ø 2019–2023). Auch ausserorts haben Fussgängerinnen und Fussgänger das höchste Risiko, an den Folgen eines Unfalls zu sterben. Kollisionen haben für Fussgängerinnen und Fussgänger die schwersten Folgen. Ihr Risiko, bei einer Kollision ums Leben zu kommen, ist fünfmal höher als dasjenige der PW-Insassinnen und PW-Insassen. Dementsprechend stellen sie die grösste Gruppe unter den Getöteten dar (35 %) [4].
Die Verletzlichkeit hängt auch vom Alter ab. Seniorinnen und Senioren zu Fuss sind besonders gefährdet: Am häufigsten sind Fussgängerunfälle in der Altersgruppe ab 75 Jahren. Etwa jeder fünfte Schwerverletzte und jeder zweite Getötete gehört dieser Altersgruppe an. Bezogen auf die Bevölkerungsgrösse erleiden sie mindestens doppelt so viele schwere Fussgängerunfälle wie jüngere Altersgruppen. Ihr Risiko, an den Folgen eines Unfalls zu sterben, ist mindestens fünfmal so hoch wie bei den unter 65-Jährigen [4].
Hinweise
- Kennwert für die Gefährlichkeit von Unfällen (Anzahl Getötete pro 10 000 Personenschäden).
- Eine «Etappe» stellt die kleinste Einheit dar. Sie hat eine Mindestlänge von 25 Metern und wird mit einem einzigen Verkehrsmittel zurückgelegt, wozu auch der Fussverkehr gehört. Wird das Verkehrsmittel gewechselt, beginnt eine neue Etappe. Ortsveränderungen innerhalb von Gebäuden stellen keine Etappen dar.
Quellen
[1] Muralti J-L, Maksim H, Siegenthaler C et al. Mobilitätsverhalten der Bevölkerung 2021: Ergebnisse des Mikrozensus Mobilität und Verkehr 2021. Neuenburg: Bundesamt für Statistik BFS; 2023. 11 Mobilität und Verkehr 840-2100.
[2] Niemann S, Achermann Stürmer Y, Ellenberger L, Meier D. Status 2024: Statistik der Nichtberufsunfälle und des Sicherheitsniveaus in der Schweiz. Bern: BFU, Beratungsstelle für Unfallverhütung; 2024. DOI:10.13100/bfu.2.533.01.2024.
[3] Hertach P, Uhr A, Achermann Stürmer Y et al. Sinus 2024: Sicherheitsniveau und Unfallgeschehen im Strassenverkehr 2023. Bern: BFU, Beratungsstelle für Unfallverhütung; 2024. DOI:10.13100/bfu.2.536.01.2024.
[4] Hertach P, Achermann Stürmer Y, Allenbach R et al. Sinus 2023: Sicherheitsniveau und Unfallgeschehen im Strassenverkehr 2022. Bern: BFU, Beratungsstelle für Unfallverhütung; 2023. DOI:10.13100/bfu.2.501.01.2023.