Ausgangslage
Umweltbedingungen wie Wetter- und Lichtverhältnisse beeinflussen die Verkehrssicherheit. Niederschlag, Nebel sowie Dämmerung und Dunkelheit beeinträchtigen die Sicht der Fahrzeuglenkenden, die Erkennbarkeit anderer Verkehrsteilnehmenden und die Beschaffenheit der Strassenoberfläche.
Dies kann das Unfallrisiko erhöhen – sofern die Risiken nicht durch entsprechend vorsichtiges Verhalten kompensiert werden. Zudem beeinflusst das Wetter die Exposition, d. h. die Art und Menge der Mobilität [1]. Bei schönem Wetter sind beispielsweise mehr Velo- und Motorradfahrende unterwegs als bei schlechtem Wetter [1].
Verbreitung
Insgesamt werden die meisten Kilometer im Strassenverkehr bei Tageslicht und trockener Witterung zurückgelegt. Darauf lassen der Mikrozensus zum Mobilitätsverhalten [2] wie auch die Verkehrsunfallstatistik [3] schliessen.
Je nach Altersgruppe und Mobilitätsform kann dieser Anteil jedoch variieren. So sind Jugendliche und jüngere Erwachsene häufiger bei Dunkelheit unterwegs als Kinder und ältere Erwachsene [4,5]. Junge Erwachsene legen in der Regel die längsten Distanzen zurück. Ihre durchschnittliche Tagesdistanz in der Schweiz beträgt 40,2 km, während der Durchschnitt aller Personen bei 30 km liegt [2].
Als Personenwagen-Insassinnen und -Insassen (Lenkende und Mitfahrende) legen Personen im Alter von 25 bis 64 Jahren mit durchschnittlich 25,2 km pro Tag die längsten Distanzen zurück; im Vergleich dazu beträgt die Tagesdistanz von jungen Erwachsenen 23,6 km und jene von Personen ab 65 Jahren 12,6 km [2].
Gefährlichkeit
Wetter- und Lichtverhältnisse können das Unfallrisiko durch verschiedene Effekte erhöhen:
- Beeinträchtigungen von Sicht und Sichtbarkeit: Dämmerung, Dunkelheit, Niederschlag oder Sonnenblendung führen zu verschiedenen Beeinträchtigungen der visuellen Wahrnehmung. Dies führt u. a. dazu, dass andere, insbesondere unauffällige Verkehrsteilnehmende, Objekte oder Gefahren nicht oder zu spät erkannt und Entfernungen und Geschwindigkeiten falsch eingeschätzt werden. All dies erhöht das Unfallrisiko [6].
- Einfluss auf die Strassenoberfläche: Bestimmte Umweltbedingungen wie Regen, Schnee, Eis oder Frost wirken sich negativ auf die Strassenoberfläche aus und erhöhen damit das Unfallrisiko, insbesondere durch längere Bremswege und verminderte Haftung der Reifen auf der Fahrbahn bzw. erhöhte Rutschgefahr (siehe [1]).
- Einfluss auf die Exposition: Das Wetter beeinflusst auch die Art und Menge der Mobilität. Bei schönem Wetter sind z. B. mehr Velo- und Motorradfahrende unterwegs als bei schlechtem Wetter. Dies führt bei schönem Wetter zu höheren Unfallzahlen dieser Gruppen [1].
Die kilometerbereinigte Analyse der Schweizer Verkehrsunfallstatistik ([7,8]; eigene Auswertung) zeigt erwartungsgemäss ein erhöhtes Risiko für Unfälle mit Personenschaden bei Dunkelheit, was angesichts der sehr breiten Altersgruppe auch auf die Verkehrsteilnehmenden im Alter von 25 bis 64 Jahren zutreffen dürfte.
Es kann jedoch nicht ausgeschlossen werden, dass ein Teil der betrachteten Dunkelheitsunfälle auf andere Risikofaktoren als mangelnde Sicht zurückzuführen ist (z. B. Müdigkeit), zumal Unfälle mit den Hauptursachen Alkohol und Betäubungsmittel in dieser Analyse nicht berücksichtigt wurden.
Unfallrelevanz
Die meisten schweren Personenschäden auf Schweizer Strassen ereignen sich expositionsbedingt bei Tageslicht (73 %) und auf trockener Strasse (80 %). Bei den Velo-, E-Bike- und Motorradfahrenden ist dieser Anteil höher (Tageslicht: 78 %; trockene Strasse: 85 %). Bei den PW-Insassinnen und PW-Insassen sind es 60 % bzw. 71 % (Ø 2019–2023).
Diese Unterschiede dürften darauf zurückzuführen sein, dass die Nutzung der verschiedenen Verkehrsmittel von den Umweltbedingungen abhängt. Bei den Erwachsenen im Alter von 25 bis 64 Jahren sind die Anteile insgesamt ähnlich, mit einer Ausnahme: Der Anteil der schwer verletzten PW-Insassinnen und -Insassen bei Tageslicht beträgt in dieser Altersgruppe nur 56 %.
Wie viele Unfälle tatsächlich auf Wetter- und Lichtverhältnisse zurückzuführen sind, lässt sich nur schwer feststellen. In der Polizeistatistik werden nur wenige dieser Ursachen explizit erfasst. Bei den meisten der erfassten Ursachen, die mit Wetter- und Lichtverhältnissen zusammenhängen könnten, spielt auch menschliches Fehlverhalten eine Rolle, d. h., das Verhalten wurde nicht an die Verhältnisse angepasst.
Die erfassten Hauptursachen, die zumindest teilweise mit Wetter- und Lichtverhältnissen zusammenhängen, haben folgende Anteile an allen schweren Personenschäden (Ø 2019–2023). Die Zahlen in Klammern beziehen sich auf die Altersgruppe der 25- bis 64-Jährigen:
- Nichtanpassen an die Strassenverhältnisse (nass, vereist, Rollsplitt, Laub usw.): 3,6 % (3,9 %)
- Nichtanpassen an die Sichtverhältnisse (beeinflusst durch Witterung und Lichtverhältnisse): 0,7 % (0,6 %)
- Fahren ohne oder mit vorschriftswidrigem Licht: 0,03 % (0,03 %)
- Keine Schneeketten oder Winterreifen: 0,03 % (0,03 %)
- Mangelhafte Beleuchtung: 0,005 % (keine Fälle)
- Aquaplaning: 0,03 % (0,04 %)
- Sonnenblendung: 0,4 % (0,4 %)
- Anderer momentaner äusserer Einfluss: 0,2 % (0,3%)
Diese Hauptursachen sind sowohl insgesamt als auch spezifisch bei den 25- bis 64-Jährigen für 5 % aller schweren Personenschäden verantwortlich. Allerdings dürften die Anteile in der Unfallstatistik unterschätzt werden, insbesondere im Zweiradverkehr. Denn hier gibt es eine hohe Dunkelziffer [9].
So ergab eine BFU-Befragung, dass der häufigste Hergang bei Alleinunfällen von E-Bike-Fahrenden mit knapp einem Drittel das Wegrutschen ist (z. B. auf nassem Laub, Eis, Kies). Sogar bei der Hälfte der Befragten wurde der Unfall durch rutschige Strassenoberflächen (mit-)beeinflusst. 20 % sahen in der eingeschränkten Sicht durch Dämmerung oder Dunkelheit einen Einflussfaktor [10].
Quellen
[1] Institute for Road Safety Research SWOV. The impact of the weather. The Hague, NL: SWOV; 2023. SWOV Fact sheet.
[2] Muralti J-L, Maksim H, Siegenthaler C et al. Mobilitätsverhalten der Bevölkerung 2021: Ergebnisse des Mikrozensus Mobilität und Verkehr 2021. Neuenburg: Bundesamt für Statistik BFS; 2023. 11 Mobilität und Verkehr 840-2100.
[3] Bundesamt für Strassen ASTRA. Polizeilich registrierte Strassenverkehrsunfälle: [Unveröffentlichte Datenbank]. Ittigen: ASTRA; 2023.
[4] Uhr A, Ewert U, Niemann S et al. Sicherheit von Jugendlichen im Strassenverkehr. Bern: BFU, Beratungsstelle für Unfallverhütung; 2018. Sicherheitsdossier Nr. 17. DOI:10.13100/bfu.2.336.01.
[5] Hertach P, Uhr A, Ewert U et al. Sicherheit von jungen Erwachsenen im Strassenverkehr. Bern: BFU, Beratungsstelle für Unfallverhütung; 2019. Sicherheitsdossier Nr. 18.
[6] Uhr A. Sicherheit durch Sichtbarkeit im Strassenverkehr. Bern: BFU, Beratungsstelle für Unfallverhütung; 2021. Forschung 2.394. DOI:10.13100/BFU.2.394.01.2021.
[7] Bundesamt für Strassen ASTRA. Polizeilich registrierte Strassenverkehrsunfälle in der Schweiz. Bern: ASTRA; 2015.
[8] Bundesamt für Statistik BFS, Bundesamt für Raumentwicklung ARE. Mobilitätsverhalten der Bevölkerung: Ergebnisse des Mikrozensus Mobilität und Verkehr 2021. Neuenburg: BFS; ARE; 2023. 11 Mobilität und Verkehr 840-2100.
[9] Niemann S, Achermann Stürmer Y, Ellenberger L, Meier D. Status 2023: Statistik der Nichtberufsunfälle und des Sicherheitsniveaus in der Schweiz. Bern: BFU, Beratungsstelle für Unfallverhütung; 2023. DOI:10.13100/bfu.2.505.01.2023.
[10] Uhr A, Hertach P. Verkehrssicherheit von E-Bikes mit Schwerpunkt Alleinunfälle. Bern: BFU, Beratungsstelle für Unfallverhütung; 2017. bfu-Report 75. DOI:10.13100/bfu.2.340.01.